Im Zuge der COVID-19-Pandemie haben sich die treibenden Kräfte von Desinformation und Polarisierung in noch nie dagewesener Weise organisiert und zusammengeschlossen. Während sich die Desinformationsforschung bislang weitgehend auf Wahlmanipulation und staatliche Beeinflussung fokussierte, weist unsere globale Forschung ein immer komplexeres Geflecht staatlicher wie nichtstaatlicher Desinformationsakteur:innen nach. Zu den Werkzeugen digital amplifizierter Spaltung gehören u. a. koordinierte Disinformationskampagnen und plattformübergreifende Angriffe von Hassgruppen und Trollfabriken auf Personengruppen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Der Zweifel an der Handlungsfähigkeit von Demokratien wächst, die Demokratieskepsis-, ja -feindlichkeit hat besorgniserregende Ausmaße angenommen. Dies beeinträchtigt schon heute unsere Handlungsfähigkeit bei den drängendsten Reformthemen. Deswegen ist es unerlässlich, dass Politikmachende ein integriertes Verständnis zu den Vektorthemen der Desinformation aufbauen. Dazu gehören die Themenfelder Globale Gesundheit, Migration, Geschlechtergerechtigkeit und Klimawandel.

Das ISD beobachtet eine zunehmende Intersektionalität von Desinformationskampagnen. Beispielsweise standen Klimaleugner:innen oft an vorderster Front bei der Verharmlosung der Covid-19-Pandemie und einwanderungsfeindliche Akteur:innen nahmen erkrankte Menschen mit Migrationshintergrund zum Anlass, Kulturen zu stigmatisieren und rassistische Stimmungen zu schüren. Angesichts dieser komplexen Bedrohungslage ist es elementar, die Resilienz unserer demokratischen Gesellschaft gegen Desinformation zu verbessern und unsere Handlungsfähigkeit wiederherzustellen.